15 Feb Bopparder Schützendamen im Wandel der Zeit
Die ursprünglichen Aufgaben und Pflichten eines Schützenvereins bzw. einer analogen Gilde sind hinlänglich bekannt und brauchen daher nicht nochmals besonders erwähnt zu werden. Interessant und eigentlich auch verständlich ist die Tatsache, dass man damals, in der so genannten wilden und unruhigen Zeit ab 1848, von Frauen als Mitgliedern der Bopparder Schützengesellschaft nichts finden kann. Das änderte sich aber später schlagartig, denn dann wurden die Gattinnen eingetretener Schützen automatisch in die Gesellschaft mit aufgenommen.
Diese Maßnahme hatte selbstverständlich großen Einfluss auf das gesellschaftliche Leben im Verein und dessen Umfeld; bestehende Strukturen änderten sich und viele Abläufe wurden umgeprägt. Allerdings durften die Damen nur als nicht uniformierte, inaktive Mitglieder fungieren; der Weg zur Gleichberechtigung war dann lang und steinig. Erst 1973 war es endlich soweit, eine in sich autonome Damenriege wurde unter dem Dach der Bopparder Schützengesellschaft gegründet, die dadurch ein drittes Standbein erhielt. Neben den Schützen, aktive und inaktive, und den 1956 gegründeten Jungschützen beiderlei Geschlechts kamen schließlich auch die Damen zu ihrem Recht.
Die dadurch entstandene neue organisatorische Einheit bildete nun ein harmonisches Ganzes, nämlich die Bopparder Schützengesellschaft 1510/1848 e.V. Am Schützenfest, am 18. Juni 1972, traten auf Anregung von Johann Hewel, dem damaligen Schießmeister der Bruderschaft, 18 Frauen inaktiv der Schützengesellschaft bei mit dem Willen, dort etwas zu bewegen. Der Vorstand traf sich dann am 8. November 1973 mit ihnen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Am 2. Dezember 1973 fand schließlich die Gründungsversammlung der eigenständigen Damenriege statt.
Die Schützenschwestern wählten einen Vorstand und gaben sich Statuten. Erste Vorsitzende wurde Marianne Birkenbach, die dieses verantwortungsvolle Amt 25 Jahre inne hatte. Ihr folgte am 24. November 1998 Roswitha Noll. Ab 1973 nahm die Damenriege als eigene Einheit am Schützenleben teil. In schmucker, eigens angefertigter Gewandung besuchte man Schützenfeste und Königsbälle befreundeter Vereine, fuhr zu Veranstaltungen auf Bezirks- , Diözesan- und Bundesebene und beteiligte sich vor allen Dingen an den Wettkämpfen des Schießsportes. Selbstverständlich wurde auch mit viel Eifer ab 1974 jährlich eine Damenkönigin ausgeschossen. Die erste Majestät der Bopparder Schützenschwestern wurde Marga Schladt.
Die Damenriege hat sich natürlich nicht nur dem Schießsport verschrieben, sondern ist zudem noch in allen Ebenen ein bereicherndes Element des Vereins. Stellvertretend seien hier nur das eigene Schützenfest, die Weihnachtsfeier, der Königsball und die Montagsrunde genannt. Ferner ist es beinahe schon Tradition, dass die Schützenschwestern einmal im Jahr auf große Fahrt gehen und neben der Geselligkeit auch Kunst und Kultur pflegen. Ziele der letzten Fahrten waren u.a. Wien, der Harz und Berlin. Auch ist es guter Brauch geworden, jährlich mindestens einmal eine heimatliche Wanderung zu machen.
Im Geiste der Ziele und Pflichten der Bopparder Schützengesellschaft 1510/1848 getreu dem Motto des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften “Glaube, Sitte, Heimat” erfüllte die Damenriege ihre Aufgaben in Verein und Gesellschaft !
Allerdings hatten die Damen nicht die volle Gleichberechtigung, denn bei verschiedenen Abstimmungen durften sie nicht mitmachen. Auch war der Mitgliedsbeitrag geringer als bei den Männern.
Am Montag, dem 28. November 2016, fand die damalige Herbstversammlung der Damenriege statt, bei der diesmal die turnusmäßigen Wahlen des Vorstandes anstanden. Die langjährige Führungsspitze wollte jüngeren Mitgliedern Platz machen und trat nicht mehr zu Wahl an. Man dankte der Vorsitzenden Roswitha Noll und deren Vize Marga Schladt für ihre hervorragende Leistung während ihres langjährigen Amtes und erfreute sie mit einem Blumenstrauß. Neue Chefin der Bopparder Schützendamen wurde Petra Janssen, ihre Stellvertreterin Silke Decker. Beide Damen wurden schon als Kleinkinder bei den Bopparder Schützen angemeldet und bekleideten bisher schon erfolgreich zahlreiche Ämter innerhalb der Bruderschaft.
Von den Gründungsmitgliedern leben nur noch Roswitha Noll, Marga Schladt und Gertrud Weiler, die auch weiterhin aktiv tätig sind.
Nach ca. 50 Jahren gab es nun einen großen Wandel. Die Damenriege nebst deren Vorstand wurden als solche aufgelöst und voll in die „Männerwelt“ integriert. Alle sind jetzt gleich mit denselben Pflichten und Rechten.
Eines wurde jedoch beibehalten, die jährlichen Majestäten werden weiterhin separat ausgeschossen. Es gibt auch fortan einen Schützenkönig und daneben eine Damenkönigin.